Mühlen im Baybachtal | © B. vogt

21. Von Mühle zu Mühle im Baybachtal Waldecker-Mühle

56283 Beulich

Die Waldecker-Mühle: Auf der rechten Bachseite, in der Gemarkung Beulich, stand einst die Waldecker Mühle, von der nur noch einige verfallene Mauerreste zu sehen sind.
Die Waldecker-Mühle:
Wir sind nachdenklich geworden über dieses schreckliche Geschehen, wenn es auch schon fast 140 Jahre zurückliegt. Auch das nächste, was wir an unserem Weg entdecken, zeigt uns die Vergänglichkeit alles Weltlichen. Auf der rechten Bachseite, in der Gemarkung Beulich, stand einst die Waldecker Mühle, von der nur noch einige verfallene Mauerreste zu sehen sind. Sie war eine der ältesten Mühlen im ganzen Tal. Schon in einem Steuerverzeichnis des Kurfürstentums Trier aus dem Jahre 1563 ist die Mühle genannt, sie war damals im Besitz des Ritters Jörg Boos von Waldeck, daher auch der Name. 1692 wohnte die Familie Philipp Link in der Mühle. Aber schon vor 1900 ist der Mahlbetrieb eingestellt worden, bewohnt war die Mühle noch bis Mitte der 1920-er Jahre, danach ist sie zur Ruine verfallen.

Auch in diesem Teilstück des Baybachweges, der in vielen Windungen durch schroffe Felsen führt, müssen wir einige schwierige Passagen bewältigen. Schmale Pfädchen führen über Felsklippen, die aber gut durch Handseile gesichert sind. In diesem Bereich sollen noch die seltene Wildkatze und der Eisvogel heimisch sein. Aber es wäre schon ein Glücksfall, eines dieser Tiere zu Gesicht zu bekommen.

Die Waldecker Mühle haben wir passiert, also dürfte es auch nicht mehr weit sein bis zur bekannten Burg Waldeck. Wir haben richtig vermutet, nach etwa 500 Meter öffnet sich das enge Tal, ein weiter sanfter Wiesengrund tut sich vor uns auf, und dann sehen wir links oben auf der Höhe die Ruinen
der Waldeck. Einen Besuch dieser geschichtsträchtigen Stätte wollen wir natürlich nicht auslassen. Dazu müssen wir allerdings etwa 20 Minuten einen Bergweg hochsteigen, ehe wir die weite Burganlage durch einen hohen Torbogen betreten. Wir erblicken verfallene Bastionen und Mauern. Wenn sie erzählen könnten, würden sie von einer bewegten Geschichte berichten.

Eigentlich waren es zwei Burgen, die auf der Waldeck standen. Die erste Anlage, die "obere Burg", befand sich auf der Höhe auf dem später so genannten "Drachenkopf". Aktenkundig wird sie erstmals im Jahre 1242, als die Ritter Heribert, Udo, Bosso und Winand ihre Burg dem Erzstift Köln zu Lehen gaben gegen eine jährliche Rente von 12 Fuder Wein. Die Oberburg war nicht von allzu großen Ausmaßen, sodass sie als Wohnstatt nicht für alle Ritterfamilien ausreichte. Daher wurde um 1250 auf dem tiefer gelegenen Plateau die "Unterburg" gebaut. Zeitweise lebten 13 Familien auf Waldeck. Ihr Zusammenleben mit den zahlreichen Bediensteten gestaltete sich nicht immer reibungslos. Mehrmals wurden "Burgfriedensverträge" abgeschlossen, in denen die Räume der Burg genau zugeteilt waren. Selbst die Benutzung der "stillen Örtchen" war dabei genau geregelt.

Das Geschlecht der Waldecker, vor allem die "roten und schwarzen Boose", war im Rheinland sehr einflussreich. 1331 verbündeten sie sich mit den Rittern von Schöneck, Ehrenburg und Eltz und legten sich sogar mit dem mächtigen Trierer Kurfürsten Balduin an. Dieser aber zähmte ihren Übermut in der berühmten "Eltzer Fehde". 1336 mussten sie sich in einem Sühnevertrag dem Kurfürsten beugen. Im Jahre 1689 wurde Waldeck wie so viele andere Burganlagen und Städte in dem "Pfälzischen Erbfolgekrieg" von den Franzosen total zerstört. 1720 errichtete Freiherr Wilhelm Lothar Boos von Waldeck auf dem Ruinenfeld ein kleines barockes Wohnschloss, wie sie zu dieser Zeit allgemein in Mode waren. In den Wirren der französischen Besetzungszeit nach 1800 wechselten die Besitzer von Waldeck, das Schlösschen verfiel und wurde schließlich auf Abbruch verkauft. In den 1920er Jahren erwachte auf Waldeck neues Leben. Der Bund der "Nerother Wandervögel" kaufte einen Teil der Ruine und richtete dort seinen Stammsitz ein. Unter Führung der Brüder Robert und Karl Oel-bermann errichteten die Nerother an der historischen Stätte ihre "Rheinische Jugendburg", die zum Ausgangspunkt von Wanderungen und Fahrten in alle Welt wurde. Und noch eine weitere kul-turelle Bewegung etablierte sich um 1960 auf der Waldeck. Mehrere Jahre wurden dort folkloristische Festivals veranstaltet mit Teilnahme von heute bekannten Liedermachern, Sängern und Kabarettisten wie Reinhard Mey, Franz-Josef Degenhardt, Katja Ebstein und Hans-Dieter Hüsch.

Noch ganz unter dem Eindruck der historischen Ereignisse, die sich hier abgespielt haben, schlen-dern wir wieder hinab in das Tal der Bay, wo wir über einen bequemen Wanderweg dem munter dahin eilenden Bach folgen.
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Mühlen im Baybachtal | © B. vogt
Ruine Waldeckmühle | © T. Biersch

21. Von Mühle zu Mühle im Baybachtal Waldecker-Mühle

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Waldeckermühle
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